Sie hat ihr Diplom in Sozialpädagogik an der HAWK abgeschlossen und ist jetzt als wissenschaftliche Angestellte verantwortlich für: Koordination E-Learning, studentische Lehrevaluation und Umfragen der Hochschule.

Mein Erststudium lehrte mich, nicht alles persönlich zu nehmen, sondern strukturiert hinter die Kulissen zu schauen. Differenziert Dinge begutachten und in persönliche und politische Situationen einordnen können, dann erst urteilen.
Cornelia Roser

Das wollten Sie werden:

Ursprünglich Sozialpädagogin

Das machen Sie heute:

Wissenschaftliche Angestellte an der HAWK: Koordination E-Learning, student. Lehrevaluation, Umfragen

Darum haben Sie sich für dieses Studium an der HAWK entschieden:

Sozialpädagogik am damaligen Fachbereich Sozialpädagogik war mein Erststudium. Ich interessiere mich grundsätzlich für Menschen, deren Reaktionen, das Leben und wie der Mensch mit ihm zurecht kommt und auch, ob ich einen Anteil daran haben könnte, andere Menschen dabei zu unterstützen, die vielleicht keine so guten Ausgangsbedingungen hatten. Mein zweites Interesse galt der Logik. Meinem ersten Interessensgebiet bin ich mit dem Erststudium und der Arbeit als Sozialpädagin nachgegangen. 1991 habe ich dann den Beruf gewechselt, um auch dem zweiten Interessensgebiet nachzukommen und bin in die Informatik gegangen. Zunächst mit einer Fortbildung zur Betriebswirtin (Fachrichtung Informatik), VDP, und später mit einem berufsbegleitenden Masterstudium MSc. (Informatik) an der Uni Hildesheim. Warum die damalige Fachhochschule HIldesheim/Holzminden? Weil ich vorher zwei großartige Frauen über private Kontakte kennenlernen durfte, die beide am "Fachbereich S" studierten. Die eine hatte im damaligen AStA maßgeblich mitgewirkt, die andere war neben dem Studium in Hildesheim politisch aktiv. Beide waren sehr authentisch in Ihrem Tun. Sie berichteten viel und vor allem begeistert von der Hochschule, von den politischen Auseinandersetzungen und lebten ein aktives Studierendenleben. Für mich war klar: ich kann nur dort studieren! Wo sonst?! Zum Glück konnte ich dort anfangen - ich habe es nie bereut - und mein Studium erfolgreich abschließen. Das Studium wurde inhaltich spannend von den Lehrenden gestaltet. Wir hatten allerdings auch kaum Prüfungsstress. So konnten wir uns frei entwickeln, vermutlich sogar freier als wie das heute möglich ist.

Was war das größte Highlight im Studium?

Das größte Highlight? Wir fühlten uns damals priviligiert! Wir durften lernen und uns über das Gelernte miteinander austauschen und diskutieren. Die darüber erworbenden neuen Erkenntnisse konnten wir weiterverarbeiten und erneut mit anderen erproben. Halten sie den neuen Argumenten gegenüber Stand? Die Lust am Austausch war groß und wir lebten es aus. Was auch dazugehörte, war die Gründung einer politischen AG an der Hochschule. Gemeinsam überlegten wir, wie wir das Studium besser machen konnten, diskutierten aber auch gesellschaftliche Missstände und mögliche Lösungen. Wir hatten zwar alle kaum Geld, dennoch war der "gefühlte" Mangel gering, weil wir uns über die ("wirklich") wichtigen Dinge des Lebens auseinandersetzen durften. In diesem Zusammenhang war auch die Arbeit in den Projekten sehr wichtig. Damit konnten wir einen Arbeitsbereich vertieft kennenlernen und in der praktischen Arbeit erste Erfahrungen sammeln. Es ging nicht alles gut, aber vom Gefühl her waren wir am Puls der Zeit. Das Gefühl war gut, machte uns aber sicherlich auch in vielen Situationen überheblich. Heute denke ich, das war eine tolle Zeit. ich möchte nichts missen, das emotionale Hoch und Runter nicht und die ersten Berufserfahrungen nicht. Ich bin dankbar dafür, dass ich mich zu jeder Zeit immer weiterentwicklen konnte bis zu dem, was ich heute bin, persönlich und beruflich.

Persönliche Einschätzung: Welche Kompetenzen aus dem Studium sind besonders wichtig?

Das Wichtigste: Mein Erststudium lehrte mich, nicht alles persönlich zu nehmen, sondern strukturiert hinter die Kulissen zu schauen. Differenziert Dinge begutachten und in persönliche und politische Situationen einordnen können, dann erst urteilen. Strukturiertes Denken und Handeln, aber auch mal alle Viere grade sein lassen. Und zu organisieren. Ja, auch das Organisieren konnte ich lernen. Und last but not least das Lernen lernen. Wie gehe ich mit einem neuen Thema um, wie mache ich mich kund, wie erarbeite ich mir einen raschen überblick, wie komme ich in die Tiefe - welche Fragen sollte ich stellen und wie ordne ich die Antworten ein. Etliche dieser Kompetenzen waren vielleicht schon vor dem Studium in Grundzügen vorhanden, doch diese Grundlagen konnten durch die Studiumswahl professionalisiert werden.

Wie lief der Start ins Berufsleben?

Holprig. Zunächst Anerkennungsjahr, danach war ich fünf Jahre in einem Bereich (Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen) tätig, den ich vorher nicht studiert hatte. Mein Studienschwerpunkt galt der Erwachsenenbildung. Den dann neuen Bereich hatte ich einfach nicht auf meiner Studienagenda. Damals gab es nur wenige Arbeitsplätze für Sozialpädagog:innen, in der Erwachsenenbildung schon gar keine. So fehlte mir in meinem ersten Job das Fachwissen, konnte es mir aber nach und nach aneignen. Auch das wird im Studium gelernt: sich in neue Bereiche zügig einarbeiten. Grundsätzlch war ich dankbar für die Chance, dort zu arbeiten, und habe nie bereut, die Berufswahl getroffen und den Arbeitsplatz angenommen zu haben. Meine erworbenen Kompetenzen konnte ich auf alle Fälle immer wieder sehr gut gebrauchen. Dass ich einmal einen Arbeitsplatz an meiner alten und damals liebgewonnenen Hochschule einnehmen würde, damit hätte ich im Leben nicht gerechnet und ist ein witziges Element in meinem Lebenslauf. Nun bin ich seit mittlerweilen über 20 Jahren an der HAWK tätig - zwar mit neuem Beruf, aber auch mit den damals hier erworbenden und inzwischen weiterentwickelten und bewährten Kompetenzen.

Mein ultimativer Tipp für Studierende:

Einfach mal machen! Ausprobieren, soviel wie geht. Die Zeit des Studiums nutzen für Dinge, die im Berufsleben kaum noch gehen. Selbst Dinge in die Hand nehmen. Sich nicht umhauen lassen, wenn es auch mal daneben geht. Sich für andere und sich selbst einsetzen, vielleicht sogar in der Fachschaft oder im AStA mitmachen! Demokratisches Denken kommt nicht von ungefähr. Gerade weil heutzutage - in Coronazeiten - vieles nicht geht, sollte jede Gelegenheit genutzt werden. Das sich-gegenseitig-Kennenlernen ist sicherlich das Schwierigste von allem. Wie kann das funktionieren in Online-Zeiten? Einige Fragen bleiben offen und sind nur mit anderen zu lösen.

Cornelia Rose

Studiengang: Dipl. Sozialpädagogik (FH)

Abschlussjahrgang: 1984

Das machen Sie heute: Wissenschaftliche Angestellte an der HAWK - Koordination E-Learning, student. Lehrevaluation, Umfragen

Das wollten Sie werden: Ursprünglich Sozialpädagogin