Orte und Programm materialisieren

Unter der Überschrift "Flatiron für Hildesheim" haben Studierende des Masterstudiengangs Architektur mit der Bebauung eines Grundstücks in der Bahnhofsallee 30 in Hildesheim eine architektonische Lösung zur Nachverdichtung im innerstädtischen Bereich gefunden. Das Thema der Entwurfsaufgabe im zweiten Mastersemester bildet die Kette von Entwerfen, Konstruieren und Bauen ab, unter Berücksichtigung besonderer städtebaulicher, funktionaler, gestalterischer und konstruktiver Belange. Die Entwürfe wurden von Prof. Dr.-Ing. Till Böttger, Dipl.-Ing. Arch. Christoph Achterkamp und Ulrike Knauer M. Sc. betreut.

Ziele

Oft ist es so, dass eingeschossige und zweigeschossige Gebäude das Potenzial der Grundstücke und Belichtungsmöglichkeiten nicht ausreichend nutzen. Es bieten sich daher Entwicklungschancen für die Stadt, höhere Gebäude „anzubieten“. In diesem konkreten Entwurfsprojekt soll an die vorhandene Stadtstruktur der Stadt Hildesheim angeknüpft werden. Entscheidend dabei ist, dass das neu Gebaute das Selbstverständnis eines Bausteins der Stadt in sich trägt und zusätzlich neue zukunftweisende Ideen integriert und ausformuliert.

 

Grundstück

Der konkrete Ort bildete den Ausgangspunkt unserer Betrachtung und stand fest. Das Grundstück, das an die Form einer Bügeleisenunterseite und somit an das „Flatiron“ in New York erinnert, befindet sich im Zentrum von Hildesheim in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof. Mithilfe von Kartierungen wurde dieser besondere Ort in der Bahnhofsallee, Ecke Pepperworth analysiert und städtebaulich betrachtet.

Bestandsgebäude

Das vorhandene zweigeschossige Gebäude stand für die Entwurfsteilnehmer/innen zur Disposition. Sowohl das Raumprogramm als auch der Umgang mit dem Bestand konnte von jedem Studierenden frei erarbeitet werden und bestimmt somit das Entwurfskonzept maßgeblich. Die vorgestellte und entworfene Materialität und deren konstruktive Umsetzbarkeit sollte aus dem Zusammenspiel von Ort und Programm herausgearbeitet werden.

Ina Bever

Boardinghouse

Das geplante Gebäude, welches den Eckabschluss eines Blockes bildet, ist durch das Bauvolumen an die umgebende Bebauung angepasst - sticht jedoch durch einige Andersartigkeiten heraus. Bei der Konstruktion handelt es sich um einen Mix mehrer Materialien, z.B. Holz, welches für das Tragwerk verwendet wird und Keramik, die in der Fassade wiederzufinden ist. Das Raumprogramm lehnt sich an die Nutzung der Umgebung an und bietet sowohl Ladenflächen als auch Wohnflächen an.
Die Besonderheit des Boardinghouses sind die Wohnflächen, die für kurz- oder mittelfristige Wohndauer konzipiert sind.

Farina Boeck

Stadthaus Bahnhofsallee

In das sehr gemischte und bunte Umfeld soll sich die neue Bebauung dezent, schlicht und hochwertig einpassen und mit ihrer städtebaulichen Form an die Nachbargebäude anfügen. Die drei elementaren Dinge des Alltags, Arbeiten, Wohnen und Freizeit, werden baulich verknüpft, wofür ein flexibler gemeinschaftlicher Raum geschaffen wird. Ein Leitthema des Entwurfs sind die extrahierten Fensteröffnungen, die in den oberen Geschossen zu Balkonen, und im Dachgeschoss zu Gauben ausgebildet sind und einen konstruktiven Sonnenschutz bieten.

Julia Brandstäter

Das Haus am Haus

Die Kubatur des Gebäudekomplexes steht zwischen der Anpassung an seine Umgebung und der Abgrenzung zur gebauten Umwelt. Das Nutzungskonzept ist die Kombination eines Co-Working-Centers und eines Hotels innerhalb einer nachhaltigen Architektur. Die Themen dieses Entwurfs waren das umweltbewusste Bauen, das gesunde und interaktive Arbeiten und die Erhöhung der Lebensqualität.

Franziska Dressler

Runde Ecke

Das geplante Gebäude in der Bahnhofsallee in Hildesheim zeichnet sich durch eine Rundung im Süden des Grundstückes aus. Diese wird durch die vorhandenen Gebäudekanten des links angrenzenden Nachbargebäudes zunächst gerade weitergeführt und antwortet anschließend auf das schräg gegenüberliegende Gebäude, welches ebenfalls eine Rundung andeutet, sowie auf die organische Straßen- bzw. Grundstücksform. Das Gebäude ist als zweischaliges Mauerwerk geplant und hebt sich durch eine Klinkerfassade mit Zierklinkerbändern ab. Die Besonderheit der Fassade bilden dabei die schrägen Laibungen, welche auf der Süd-West Seite beginnen und sich über den Höhepunkt der Rundung in normale, dennoch tiefe Laibungen auflösen und somit den Betrachter sanft um die „Ecke“ leiten.

Paula Eckermann

Ambulantes Rehazentrum in der Bahnhofsallee

Die Kubatur des ambulanten Rehazentrums in der Bahnhofsallee wird durch klare geometrische Formen gekennzeichnet, die bauklotzartig architektonische Merkmale aus der Umgebung aufgreift. Die monolithische Bauweise erzeugt eine Low-Tech Gebäudehülle. Die selbstregulierenden Eigenschaften von Lehmputz, Mauerwerksziegeln und Kalkputz schaffen ein gesundes und angenehmes Raumklima, das den Heilungsprozessen im Inneren des Gebäudes zuträglich ist.

Niklas Hartmann

Mehrgeschossiger Holzbau

Das Gebäude orientiert sich an den umliegenden Bauwerken sowie Straßenfluchten. Es schließt die Straßenzeile mit einem neuen Hochpunkt ab. Der fünfgeschossige Baukörper beherbergt im Erdgeschoss ein Co-Working Space sowie Wohnungen unterschiedlicher Größen in den Obergeschossen. Unter Beachtung der brandschutztechnischen Anforderungen fiel die Wahl auf eine Mischbauweise. Der Treppenhauskern sowie das Kellergeschoss bestehen aus Stahlbeton- und Kalksandsteinwänden. Die Obergeschosse wurden hingegen in einer Holzmassivbauweise mit Holz-Beton Verbunddecken ausgeführt. Die Vorteile der Holzmassivbauweise, wie die Sorptionsfähigkeit und die wirkungsvolle Feuchteregulierung im Innenraum sowie das hochwertige Materialkonzept, wirken sich positiv auf das Wohlbefinden der Bewohner aus.

Bircan Kurt

Künstlerhaus

Das Gebäude steht an der gut zu erreichenden Straßenecke nahe des Hauptbahnhofs und nimmt bzgl. der Gebäudekanten und der Höhe Bezug zu den umliegenden Nachbargebäuden. Für die Kulturförderung der Stadt wird ein Künstlerhaus für Residenzkünstler aus anderen Städten/Ländern geplant, wo sie nicht nur arbeiten, sondern auch lehren und wohnen können und somit das kulturelle Interesse der Bewohner Hildesheims stärken. Das Besondere ist zum einen die Ausrichtung der Raumstruktur mit den massiven, tragenden Funktionskernen, wo Funktionsräume wie WC, Teeküche und Lager vorgesehen sind und zum anderen der Kontrast zur leichten Pfosten-Riegel Fassade mit den vertikalen Aluminium Lisenen - Thema: Kulturförderung.

Kaja Lamping

Co-Living 

Das Gebäude soll für junge Menschen eine neue Art der Wohnform darstellen. Öffentliche und halböffentliche Nutzungen dienen zum Austausch mit Jedermann. Private Bereiche gliedern sich in Wohngemeinschaften und Single-Wohnungen. Durch die Holzkonstruktion entsteht ein angenehmes Raumklima.

Noah Sewöster

Urbaner Holzbau

Das Gebäude schließt mit seiner prägnanten Kubatur den Straßenzug der Bahnhofsallee ab und definiert diesen Stadtbaustein über eine 90-Grad-Ecke als eindeutige Ecksituation. Das Programm behandelt in besonderer Form das Thema des Teilens und arbeitet dieses, mit hohem Anspruch an individuellen Komfort, in den Bereichen Wohnen und Arbeiten ab. Dem Gebäude kommen über seine Materialitäten in Form einer sichtbaren Holzkonstruktion, sowie einer an die Umgebung angepassten, beständigen Fassade, die Qualitäten eines nachhaltigen, urbanen Gebäudes zu.

Lea Telkämper

Laubengangwohnen

Das Gebäude der Bahnhofsallee 30 markiert als erhöhter Straßenabschluss die Ecke Bahnhofsallee/Pepperworth und nimmt als Verbindungspunkt zweier Straßen die Fluchten dieser sowie die Gebäudekanten der Nachbargebäude auf. Durch die Vor- und Rücksprünge der Laubengänge sowie der transluzenten „Einschnürung“ wird ein filigraner Körper geschaffen, der das Gebäude weniger massiv wirken lässt und das Straßenbild auflockert. Die Balkone, welche eine halb-private Erweiterungen der Wohnung darstellen, sind als Schwellenraum individuell von den Benutzern nutz- und aneigbar und ermöglichen einen Raum zum Austausch der Bewohner und Besucher untereinander - Thema: Co-Housing.

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