ERASMUS+-Partnerschaft verschafft Studierenden internationales Profil

Erscheinungsdatum: 01.08.2019

Das ERASMUS+-Programm der EU sorgt für einen regen Austausch von Studierenden zwischen Partnerhochschulen. Die Bewerbung von Studierenden ist geregelt, der Aufwand dafür hält sich erfreulich in Grenzen. Das Programm bietet eine monatliche Unterstützung während des Austauschs, Hilfe bei Kursen in der Landessprache und ein Einführungsprogramm. Die meisten Studierenden des ERASMUS+-Programms wählen ein solches Auslandssemester und schließen es in ihr Studium ein. Das muss aber nicht so sein, wie die Fälle von Rocío Gómez Mártinez von der Universität Granada und Marvin Schiess von der HAWK zeigen:

Rocío Gómez Mártinez aus Granada

Rocío Gómez Mártinez, eine spanische Studentin an der Universität von Granada, meldete sich einfach an. Zunächst waren die Partnerschaftsbeauftragten für die Universität Granada, Cornelia Blum und Axel Stödter, etwas irritiert. Sie hatten neben einem langjährigen ERASMUS-Vertrag mit der Ingenieurhochschule für Bauwesen erst kürzlich einen weiteren mit der Ingenieurhochschule für Straßen, Kanäle und Häfen abgeschlossen. Beide Institutionen gehören zur Universität von Granada. Daher hatten sie mit einigen Studierenden gerechnet, die „ganz normal“ ein oder zwei Semester im üblichen Angebot der HAWK studieren. Doch Rocío wollte in einem Semester ihre Abschlussarbeit schreiben. Das war außergewöhnlich und auch außergewöhnlich mutig. Schließlich kannte die Studentin weder Professorinnen und Professoren der HAWK, noch das wissenschaftliche Niveau oder die deutsche Sprache.

 

Als Fachkollege für den Bereich Wasserbau übernahm Prof. Dr. Axel Stödter die Kontaktaufnahme und konnte nach Befragung der zuständigen Koordinatorinnen auf spanischer Seite und intensiven Gesprächen mit Ingenieuren der Hildesheimer Harzwasserwerke ein Programm aufstellen. Es bestand aus einer Vorbereitungsphase an dem Trinkwasserversorgungsunternehmen, einer Arbeit auf dem hochaktuellen Gebiet zur baulichen Sicherung der Trinkwasserversorgung der Region, der Betreuung und Thesis mit schriftlicher Arbeit und einem Kolloquium auf Englisch. Das Thema der Master-Thesis lautete: „Study of expanding a supply tunnel for a drinking water treatment plant in the Western Harz Mountains“. Christian Bellak und Justus Teicke von der Harzwasserwerke GmbH übernahmen die Betreuung und die Zweitprüferschaft auf Unternehmensseite, Axel Stödter betreute seitens der Fakultät Bauen und Erhalten der HAWK.

Rocío lebte sich gut ein, lernte an der HAWK die Grundzüge der deutschen Sprache, wühlte sich durch ordnerweise Informationen der Harzwasserwerke – ebenfalls auf Deutsch – und überzeugte mit ihrer Arbeit. Nach bestandenem Kolloquium reiste sie schnell wieder ab, denn sie hatte einen Master-Doppelabschluss an der Universität in Granada im Sinn: Bauingenieurwesen und Ökonomie. Auf Seiten der Ökonomie steht noch die zweite Master-Thesis aus.

Marvin Schiess von der HAWK

Marvin Schiess, ein deutscher Student, der bereits seinen Bachelor-Abschluss im Studiengang Bauingenieurwesen an der Fakultät Bauen und Erhalten abgelegt hatte, wollte auch seinem Master-Studium Internationalität verleihen. Schon im Bachelor-Studium verbrachte er ein Austauschsemester an der Partnerhochschule in Oulu/Finnland und sein Praxissemester absolvierte er an einer Firma für Bau und Ertüchtigung von Wasserkraftwerken in Indonesien. Im Master-Studium sah er für diese Absicht die Master-Thesis vor.

Marvin war von Anfang an besonders an wasserwirtschaftlichen und wasserbaulichen Inhalten interessiert. So konnte ihn Axel Stödter als Betreuer der Master-Thesis an ein Forschungsinstitut für Wasserwirtschaft und Küstenwesen der Universität Granada vermitteln, das sich wissenschaftlich mit Abflüssen und Sedimenten in Flüssen, aber auch an Küsten befasst. Marvin konnte in seinem Vorbereitungsmodul und dem ersten Teil der Zeit für die Master-Thesis dort Daten sammeln, aufbereiten und Berechnungen anstellen. Das wäre nicht möglich gewesen ohne die exzellente Betreuung der Professoren Miguel Ortega Sánchez und Agustín Millares Valenzuela von der Universität Granada. Der HAWK-Lehrbeauftragte Dr. Matthias Pätsch vom Development Center der IAV GmbH in Gifhorn, langjähriger Fachkollege von Axel Stödter und international engagiert, übernahm die Aufgabe des Zweitprüfers.

In der Thesis mit dem Titel „Sedimentation in Rivers and Reservoirs – Case Study and Conclusions” untersuchte Marvin Schiess Prozesse und mathematische Modelle des Sedimenttransportes und wandte die Verfahren auf zwei Flüsse unweit von Granada an. Er erfüllte nicht nur die Erwartungen des gesamten Betreuungsteams, er schloss darüber hinaus auch als Studiengangsbester ab.

Internationalisierung ist Teamarbeit

Diese beiden Fallbeispiele zeigen, dass mit zeitlichem Vorlauf und Engagement von allen Seiten individuelle Ausbildung in internationalem Kontext gelingen kann. Dabei soll aber nicht vergessen werden, dass es auch einen wichtigen administrativen Teil gibt, der vom Akademischen Auslandsamt der HAWK durch Annika Kerknawi und Annika Tiefel unaufgeregt und perfekt abgewickelt wurde wie auch von den Partnerschaftskoordinatoren an der Universität Granada, María Esther Puertas García und Ana Martínez Vela. Internationalisierung ist, wie man sieht, Teamarbeit.