Erscheinungsdatum: 10.12.2002

Fröhliche Persiflage beim 10. Geburtstag des FH-Frauenbüros.

Frauenbeauftragte sind eine ganz eigene Spezies auf dieser Welt. Die Zahl der Schubladen, in die sie gemeinhin gesteckt werden, ist jedenfalls nicht allzu üppig. Die Lila-Latzhosen-Tante oder das männermordende Ungeheuer, das selbst keinen Mann abbekommen hat, sind zwei davon. Die Realität sieht wie so oft ganz anders aus. Es ist nämlich nicht so, dass Ingrid Haasper, die Frauenbeauftragte der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/

Göttingen ihre tägliche Arbeit immer mit der Pistole in der Hand und roter Rose auf dem Revers des Nadelstreifenanzugs (Foto) erledigt. Als männermordende Marlene Kalaschnikow mit blonder Perücke erschien die 53-Jährige nur zum Fest "10 Jahre Frauenbüro der Fachhochschule". Gerade die Klischees von Frauenbeautragten wollten Haasper und ihre Mitstreiterinnen aus der Hochschule mit einer fröhlichen Persiflage auf die Schippe nehmen.

Der Alltag ist viel weniger grell. Und weder Professor Dr. Brunhilde Wagner, die erste Frauenbeauftragte der FH, noch Ingrid Haasper passen in die eine oder die andere besagte Schublade. Vielleicht haben sie gerade deshalb viel geleistet. "An unserer Hochschule geht es heute nicht mehr um die Frage ‚Brauchen wir eine Frauenbeauftragte", sondern diskutiert werden allenfalls Detailregelungen zur Erhöhung der Zahl der Professorinnen oder wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen." Mit knapp 45 Prozent Studentinnen liegt die Fachhochschule im Landesdurchschnitt ohnehin ganz vorn. Wobei dies auch den traditionell frauenstarken Fachbereichen Sozialpädagogik und Gestaltung zu verdanken ist. "Heute gibt es eine breite Akzeptanz der Arbeit des Frauenbüros und ein grundsätzlich freundliches Klima dem jeweils anderen Geschlecht gegenüber."

Das war nicht immer so: Vor zehn Jahren gab es nur fünf Prozent Frauen in der Professorenschaft und aus manchem traditionellen Männerfach die Auskunft: "Auf unserem Gebiet gibt es gar keine qualifizierten Frauen, da können wir uns noch so mühen." Viel Fingerspitzengefühl und Realitätssinn waren und sind da manchmal nötig. Heute ist die Zahl der Professorinnen auf 19 Prozent gestiegen. Die Fachhochschule beteiligt sich überdurchschnittlich oft an den Sonderprogrammen, die das Land zur Förderung der wissenschaftlichen Qualifikation von Frauen auflegt. Und im eigenen Haus gibt es längst Selbstverständlichkeit gewordene Regelungen zur Erhöhung des Frauenanteils in allen Bereichen. Ingrid Haasper drängt mit ihrer Arbeit inzwischen auch auf den Blick über den Tellerrand der reinen Frauenförderung: "Wir kümmern uns jetzt außerdem verstärkt um die Familiengerechtigkeit der Hochschule."

Der vorläufige Höhepunkt ihrer Aktivitäten ist denn auch die Tatsache, dass die Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen als einzige niedersächsische zu den vier Pilothochschulen in der Bundesrepublik gehört, die am Audit "Familiengerechte Hochschule" der Beruf&Familie GmbH der Gemeinnützigen Hertiestiftung teilnimmt. Ende Januar wird das Prädikat verliehen. "Wir wollen, dass Berufstätigkeit, Studium und Lehre an unserer Hochschule so organisiert sind, dass Menschen mit Familie höchstmögliche Unterstützung bei der Vereinbarkeit beider Bereiche bekommen", sagt Ingrid Haasper. "Das gilt für Frauen wie für Männer."

Fröhliche Persiflage beim 10. Geburtstag des FH-Frauenbüros.