Erscheinungsdatum: 11.10.2012

Tanja Münch und Dr. Martina Oster haben für Sie bewährte und neue Impulse gelingenden Lehrens und Lernens aufgespürt

Tanja Münch und Dr. Martina Oster haben für Sie bewährte und neue Impulse gelingenden Lehrens und Lernens aufgespürt

LernkulTour sucht Kontakt zu anderen Hochschulen sowie aktueller Hochschul- und Lehr-Lernforschung, um in der Entwicklung von Maßnahmen für die HAWK an aktuelle Erkenntnisse aus Forschung und Praxis anzuknüpfen. Im September haben Dr. Martina Oster und Tanja Münch auf Tagungen und im direkten Austausch mit Kolleginnen und Kollegen anderer Hochschulen gute Ideen und vielversprechende Perspektiven für Lehrende an der HAWK mitgebracht.

„Ein zentrales Thema, das uns bei Anfragen immer wieder begegnet, ist Kompetenzorientierung“, berichtet Dr. Martina Oster von LernkulTour. „Die Lehrenden treten oft mit der Frage an uns heran, wie sie Lehre und vor allem Prüfungen kompetenzorientiert gestalten können.“ LernkulTour entwickelt auf solche konkreten Anfragen Konzepte oder bietet persönliche Beratung und Coaching an. „Bei der Entwicklung von Lehr- und Prüfungsformaten wollen wir uns aber nicht ausschließlich auf unsere eigene Expertise verlassen“, ergänzt Tanja Münch von LernkulTour. „Wir lassen uns von aktueller Methoden- und Forschungsliteratur inspirieren und suchen vor allem auch den Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus Forschung und Praxis.“


Kompetenzerwerb: Selbstorganisiertes Lernen durch „emotionale Labilisierung“
Im September waren Dr. Martina Oster und Tanja Münch in diesem Sinne auf Tour. In Hannover besuchten sie das „Forum Kompetenzorientierung – Neue Perspektiven für die Erwachsenenbildung“, eine Tagung, die die Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung ausgerichtet hatte. Hier hat sie der Vortrag von Prof. Dr. John Erpenbeck (Steinbeis University Berlin) besonders überzeugt. In die Personalentwicklung von Wirtschaftsunternehmen haben Kompetenzmodelle schon lange Einzug gehalten, davon könne man einiges lernen, auch ohne sich einem neo-liberalen Paradigma zu verschreiben, resümieren Oster und Münch. Überzeugt hat sie das vorgestellte Grundverständnis von Kompetenz, das sie auch in vielen Modulhandbüchern der HAWK erkennen.


Erpenbeck beschreibt Kompetenz als Dispositionen selbstorganisierten Handelns (vgl. Erpenbeck /Rosenstiehl 2003: XI) und betont, dass Kompetenz auf Wissen, Fähigkeit und Qualifikationen gründe, jedoch nicht damit gleichzusetzen sei (vgl. Erpenbeck 2012: 7ff). Dabei betont er die Subjektbezogenheit beim Kompetenzerwerb: Eine Lernkultur, die Kompetenzorientierung fördere, betone das selbstorganisierte Lernen durch emotionale Labilisierung. Diese Lernkultur erkenne an, dass Regeln, Werte und Normen durch erlebnis- und erfahrungsorientierte Lernumgebungen kognitiv und emotional erschlossen werden.
Dr. Martina Oster und Tanja Münch erkennen ihre eigene Arbeit hier wieder: „LernkulTour beschäftigt sich mit der Frage, wie eine kompetenzorientierte Lehr- und Lernkultur an unserer Hochschule entwickelt werden kann. Konkret geht es uns um die Frage, wie Kompetenzerwerb durch aktivierende Lehrkonzepte unterstützt – und wie erworbene Kompetenzen in Prüfungen diagnostiziert und bewertet werden können. Wenn auch Sie sich diese Frage stellen, sprechen Sie uns an. Wir entwickeln für Sie und mit Ihnen kompetenzorientierte Lehr- und Prüfungskonzepte!“


Bundesweite Trends in der Hochschuldidaktik
Ebenfalls im September 2012 fand in Mainz die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik statt. Auf diesem zentralen hochschuldidaktischen Forum trafen sich in diesem Jahr viele Kolleginnen und Kollegen aus Projekten des „Qualitätspakt Lehre“. In Niedersachsen hat sich LernkulTour bereits erfolgreich mit den anderen Projekten vernetzt und steht in regem Austausch mit den Fachkolleginnen und -kollegen. In Mainz haben Oster und Münch nun die Chance genutzt, sich auch mit Projektpartnern aus anderen Bundesländern zu vernetzen und sich über aktuelle Lehr- und Lernformate zu informieren und auszutauschen.
Bundesweit haben viele Projekte auf der Grundlage der Anträge unterschiedlichste Maßnahmen an ihren Hochschulen entwickelt und angeboten, ohne sie jedoch detailliert beteiligungsorientiert zu planen. Nach knapp einem Jahr stellen sich viele der anderen Projekte die Frage, ob sie die Bedarfe der Lehrenden überhaupt ausreichend abdecken. „Wir haben mit unserem beteiligungsorientierten Ansatz an der HAWK ein Alleinstellungsmerkmal, das bei anderen Projekten auf reges Interesse gestoßen ist“, berichten Oster und Münch.


Wovon hängt der Lehrstil von Hochschulprofessor/innen ab?
Auch die Auseinandersetzung und Diskussion mit Ergebnissen der aktuellen Lehr- Lernforschung bewerten beide als aufschlussreich. Sie sehen den Kurs des HAWK Projektes LernkulTour auch durch aktuelle Ergebnisse der Hochschulforschung bestätigt. In einer quantitativ-empirischen Studie hat Prof. Dr. Uwe Wilkesmann (TU Darmstadt) herausgearbeitet, dass die neuen Steuerungsinstrumente in Hochschulen wenig bis gar keinen Einfluss auf den Lehrstil von Hochschulprofessoren haben (vgl. Wilkesmann/Schmid 2011). Die Hinwendung zu einem stärker studierendenorientierten Lehrstil – der ja im Zuge der Bologna-Reform angestrebt werden soll – lasse sich empirisch nicht durch Faktoren wie Hierarchisierung innerhalb der Hochschulen, die Einführung leistungsorientierter Mittelvergabe und Entlohnungssysteme oder die Auslobung von Forschungs-, Innovations- oder Lehrpreisen (Wettbewerbssteigerung) erklären. Wilkesmann identifizierte vielmehr mittel- und langfristige Sozialisationsprozesse als erklärende Variablen für sich verändernde Lehrstile: Hochschuldiaktische Weiterbildung, Kommunikation und Diskussion unter Lehrenden und die je spezifischen Fachkulturen.

In der Debatte der Hochschulentwicklung werden die strukturellen Instrumente unter dem Stichwort „transaktionale Governance“ diskutiert. Dahinter steht die Annahme, dass Verhalten durch adäquate Anreize zu steuern sei (Anreiz-Beitrags-Theorie). Managementkonzepte, die sich stärker an sozialwissenschaftlichen Beratungsansätzen orientieren haben dagegen eher Ermöglichungsstrukturen im Blick (transformationale Governance). Wilkesmann resümierte in seinem Vortrag auf der DGHD-Tagung in Mainz die Möglichkeiten des steuerungsorientierten Managementparadigmas kritisch. Der Teaching Approach sei demnach nicht durch transaktionale Governance sondern nur durch transformationale Governance veränderbar.


„Die Ergebnisse haben uns nicht überrascht“ resümieren Oster und Münch. „Sie bestätigen unsere bisherigen Erfahrungen, sowohl hier an der HAWK als auch im Austausch mit anderen: Unsere Tour ist mit dem beteiligungsorientierten Ansatz, der kleinschrittig konkrete Maßnahmen für Lehrende und Studierende identifiziert und zeitnah umsetzt, auf dem richtigen Weg!“
Gehen Sie mit uns auf Tour. Wir sind auch im Wintersemester wieder verstärkt in den Fakultäten vor Ort präsent und suchen Austausch und Kontakt mit Ihnen. Sprechen Sie uns gern an, wenn Sie Interesse am Austausch, Ideen für Lehre und -projekte und Bedarf zur Unterstützung und Umsetzung von bewährten und neuen Konzepten durch die didaktischen Beraterinnen und Berater von LernkulTour haben.

Dr. Martina Oster/Tanja Münch


Zitierte Quellen:
Erpenbeck, John (2012): Der Siegeszug des Kompetenzdenkens. Präsentation beim „Forum Kompetenzorientierung“ 3. September 2012, Hannover; (abgerufen am 05.10.2012).
Erpenbeck, John; Rosenstiehl, Lutz von (2003): Einführung. S. XI-XL; in: Erpenbeck, John; Rosenstiehl, Lutz von (Hrsg.): Handbuch Kompetenzmessung; Stuttgart: Schäffer Poeschel Verlag
Wilkesmann, Uwe; Schmid Christian (2011): Lehren lohnt sich (nicht)? – Ergebnisse einer deutschlandweiten Erhebung zu den Auswirkungen leistungsorientierter Steuerung auf die universitäre Lehrtätigkeit; in: Soziale Welt, 62: 249 – 275.

Bildquelle:
Gnahs, Dieter (2012): Kompetenzorientierung – neue Herausforderung für die Erwachsenenbildung?. Präsentation beim „Forum Kompetenzorientierung“ 3. September 2012, Hannover; (abgerufen am 05.10.2012), Folie 9.

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