Studie von vier HAWK-Absolvierenden zur Zukunft des Ortes Wanfried

Erscheinungsdatum: 11.12.2020

Eine Absolventin und drei Absolventen der HAWK-Fakultät Bauen und Erhalten veröffentlichen im Masterstudiengang Architektur das Extrakt ihrer Abschlussarbeiten zur Zukunft der nordhessischen Fachwerkstadt Wanfried im Werra-Meißner-Kreis. Die ländlichen Räume bieten beeindruckende Entwicklungspotenziale. Vielerorts wachsen Initiativen und Netzwerke, die den Strukturwandel als Möglichkeitsraum begreifen. Auch Johanna Klumpe, Mario Gellrich, Patrick Kellner und Arne Meyer fühlen sich diesen nahe und haben sich in ihrem Masterstudium der Architektur mit der Zukunft von Kleinstädten beschäftigt.

Die vielfältig gewonnenen Einsichten wollten sie zum Abschluss ihres Studiums anhand eines konkreten Beispiels hinterfragen und vor allem weiterentwickeln. In einer Nachlese fiel zusammen mit der Stadt Wanfried die Entscheidung, aus den vier verschränkt konzipierten, individuell entwickelten Abschlussarbeiten die exemplarischen Destillate zum Zukunftskonzept für Wanfried zu extrahieren und zu publizieren.

 

Dabei konnten sie unter anderem auf den Erkenntnissen aus themenbezogenen Vorlesungen und Seminaren bei Prof. Dr.-Ing. Birgit Franz von der Hildesheimer HAWK-Fakultät Bauen und Erhalten aufbauen. Sie war es auch, die den im Ruhestand befindlichen städtischen Baudirektor der Fachwerkstadt Hannoversch Münden, Dipl.-Ing. Friedhelm Meyer, mit ins Boot holte, um den Diskurs um Baukultur und neue Lebenswelten als Motor für kleine Städte in einem gemeinsamen Dialog von Hochschule und Bauverwaltung zu führen.

Die dargelegten Erkenntnisse binden lokale Akteure sowie die Bürgerschaft und deren Schwarmwissen zum Genius Loci, also den baulichen Vorgaben und Merkmalen der Stadt ein. Dazu organisierten die Studierenden die Ideenwerkstatt Wanfried 2040, in der die Absolvierenden gemeinsam mit den Menschen vor Ort das lokale Stimmungs- und Wunschbild einfingen. Die Auswertung der so generierten Ergebnisse bildet zusammen mit einem Bericht über die zugrunde gelegten Impulse aus der Internationalen Bauausstellung (IBA) „StadtLand“ im nahe gelegenen Thüringen den ersten Schwerpunkt der Publikation. Es folgen übergreifende Konzepte für eine nachhaltige Entwicklung der Kleinstadt Wanfried.

Städtebaulich kristallisiert die Gemeinschaftsarbeit zwei Schwerpunkte heraus: die Marktstraße im Stadtzentrum sowie das Werra-Ufer entlang der Gris. Das "Dezentrale Hotel" verknüpft die beiden Konzepte in den historischen Fachwerkhäusern und den minimalistischen „Glampinghütten“ direkt am Werraufer. Dieses innovative Übernachtungsmodell stieß bei der Wanfrieder Fachwerk-Journalistin Diana Wetzestein auf offene Türen, denn auch sie befasst sich seit geraumer Zeit mit vergleichbaren Ansätzen. Zudem reaktiviert die Arbeit zwei ortsprägende, leerstehende Industriekomplexe mit neuen Nutzungen. In der Folge präsentieren sich die Gebäude als neue Räumlichkeiten für Wohnen, Arbeiten, Feierlichkeiten und Lernen. Alle Ideen erhielten eine spielerische Neubenennung: Die Marktstraße wurde zur Markt.Meile, das Werraufer zum Werra.Ufer, die denkmalgeschützte Ölmühle zur Kultur.Mühle oder zur Ideen.Mühle und die alte Zigarrenfabrik im Norden der Stadt erfuhr eine Transformation zur Wohn.Fabrik oder zur Denk.Fabrik.

Einschübe zu Oberthemen, beispielsweise zu bürgerlichem Engagement, temporären Nutzungen, Fördermitteln und Förderprogrammen sowie zur Baukultur begleiten die Studie, die mit klaren Statements der vier jungen Menschen zur Vision des historischen Städtchens an der Werra abschließt. Die rahmenden Beiträge von Birgit Franz und Friedhelm Meyer – den beiden Herausgebern der Studie – und jener der ortsansässigen Fachwerkjournalistin Diana Wetzestein ordnen das Werk ein.

Das Buch stellt eine Einladung dar, anhand der beispielhaft in der hessischen Kleinstadt ausgemachten Potenziale und Qualitäten auch in anderen Städten einen aktiven Zukunftsprozess zu starten. Wanfrieds Bürgermeister Wilhelm Gebhard reüssiert dazu in seinem Grußwort: „Der Titel dieser Masterthesis „KLEIN.STATT.GROSS“ zeigt die Richtung, von der sich die Bundes– und Landespolitik zukünftig leiten lassen sollte.“

Erhältlich ist die 2020 im Verlag Jörg Mitzkat, Holzminden, erschienene Studie mit der ISBN-Nummer 978-3-95954-095-7 über den Buchhandel sowie frei zugänglich als e-publication unter DOI 10.5165/hawk-hhg/466 beim Hornemann-Institut (HAWK).

Kontakt

Profilbild Birgit Franz
Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege
  • +49/5121/881-241
  • +49/5121/881-200241
  • Hohnsen 2
    (Raum HID_126)
    31134 Hildesheim