HAWK-Masterstudierende der Architektur entwerfen Hangars und Clubhaus moderner

Erscheinungsdatum: 20.02.2020

Die Vereinsgebäude des Aero-Clubs Hildesheim-Hannover sind in die Jahre gekommen: Zu wenig Licht, zu wenig Platz und marode Dächer gehören zum Alltag der Freizeitpilotinnen und -piloten. Architekturstudierende der HAWK haben sich unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Alfred Breukelman ein Semester lang mit der Frage beschäftigt, wie die Flugzeughallen und das Clubhaus des Vereins moderner und attraktiver gestaltet werden könnten.

Ein besonderes Augenmerk legten die insgesamt 17 Teams dabei auf Nachhaltigkeit – vom verwendeten Baumaterial bis zur Energieeffizienz. Eine Jury hat die besten Arbeiten ausgewählt, die jetzt prämiert wurden.

     1. Preis (1000 Euro):              Gisa Gathmann, Lara Wiekenberg
     2. Preis (750 Euro):                Dominik Koj, Timo Dröge
     3. Preis (500 Euro):                Nora Berzins, Stephanie Klippstein, Frauke Osterloh
     3. Preis (500 Euro):                Fabian Grothe, Sahraa Tarraf
     Anerkennung: (250 Euro):    Jana Scholz, Denis Oldenburger
     Anerkennung: (250 Euro):    Sina Lingelbach, Ricarda Glasnek

Die Aufgabe:

„Die Aufgabe war komplex, die Messlatte lag sehr hoch“, sagt Professor Breukelman. Die Studierenden mussten sich zunächst mit den funktionalen Zusammenhängen eines solchen Aero-Clubs vertraut machen, interne Abläufe studieren, sich mit den Gebäuden auseinandersetzen, die über Jahrzehnte in mehreren Bauabschnitten gewachsen sind. Sie sollten Ideen entwickeln, wie dieser gesamte Komplex neu organisiert werden könnte. Zudem spielten Aspekte wie Barrierefreiheit, Aufenthaltsqualität, Tageslichtversorgung, nachhaltige Baustoffe, Energieversorgung, Ökobilanz, bis hin zu Fragen der Wirtschaftlichkeit eine Rolle. Insofern sei es eine besondere Herausforderung gewesen, sich mit einer vorhandenen Gebäudesubstanz zu beschäftigen und nicht frei planen zu können.

 

Die Jury:

Die Jury bestand aus Sigrun Houcken, Thomas Bühre und Renate Emmerich vom Aero-Club, HAWK-Präsident Dr. Marc Hudy, Prof. Dr.-Ing. Till Böttger, Dipl.-Ing. Thomas Kauertz und Dipl.-Ing. Sven Hirsch waren von der HAWK dabei.

Die Preisübergabe:

Jürgen Houcken, der Vorsitzende des Aero-Clubs, zeigte sich fasziniert von den vielen attraktiven und überraschenden Ideen der Studierenden. Der Club könne jetzt aus dem Vollen schöpfen. Besonders beeindruckt habe ihn, dass bei den Entwürfen auch die Nachhaltigkeit eine große Rolle gespielt habe.

HAWK-Präsident Dr. Marc Hudy dankte dem Aero-Club bei der Preisübergabe im Glaspavillon von AutoGyro in Hildesheim für die gelungene Kooperation, die auf Initiative von HAWK-Vizepräsident Prof. Dr. Thomas Nern – selbst aktiver Flieger – zustande gekommen war. Sie ermögliche den Studierenden, Erfahrungen mit realen Themen zu sammeln und dem Aero-Club, junge, frische Ideen für die weitere Entwicklung des Standortes zu bekommen. Diese besonders anspruchsvolle Aufgabe habe in dem hoch dotierten Wettbewerb auch hervorragende Entwürfe hervorgebracht. Solche Auszeichnungen begleiteten die Studierenden natürlich auch sehr positiv auf ihrem beruflichen Weg.  Aber nicht nur das: „Dieses Projekt ist ein hervorragendes Beispiel für die Vernetzung der HAWK in die Region, von der beide Seiten profitieren.

Prof. Dr.-Ing. Alfred Breukelman stellte den Gästen und Vereinsmitglieder die Siegerentwürfe vor. Thomas Bühre moderierte die Veranstaltung.

 

 

1.  Preis: Gisa Gathmann, Lara Wiekenberg

Am besten haben Gisa Gathmann und Lara Wiekenberg die Aufgabe gelöst und damit den ersten Preis gewonnen. Prof. Dr.-Ing. Till Böttger, Vorsitzender der Jury, und Architektur-Professor an der HAWK fasst die Einschätzung der Jury zusammen: „Ihr Entwurf ‚Aero Home‘ bezieht in besonderer Art und Weise die bestehende Situation vor Ort mit ein. Er knüpft an die alte Halle an und entwickelt daraus eine klare städtebauliche Setzung. Die beiden Masterstudentinnen haben mit der mittleren Halle die Möglichkeit für die Flugzeuge geschaffen, in beide Richtungen auf das Rollfeld zu gelangen.“ Sehr interessant an dem Entwurf sei das Dach als fünfte Fassade in einer Art Barcode-Muster zu gestalten, die beim Anflug gut sichtbar sei. Herausragend sei zudem, dass bei diesem Entwurf die einzelnen Zusammenhänge im Inneren sehr gut organisiert seien – die Abfolge, wie die einzelnen Funktionsbereiche für die Clubmitglieder geordnet seien. Es entstünden keine toten Ecken für die Flugzeuge. Vorgesehen sei zudem eine attraktive Terrasse.

 

Gisa Gathmann und Lara Wiekenberg beschreiben ihren eigenen Entwurf so: Bei der Konstruktions- und Materialwahl der Bauteile sei die Demontierbarkeit und Recyclingfähigkeit in den Vordergrund gestellt worden. Die Konstruktion solle von außen und von innen ablesbar sein und sich in der Fassade widerspiegeln. Dafür sollen größtmöglich die Materialien der vorhandenen Hallen wiederverwendet werden. Die sogenannte Hannover Halle im Norden des Geländes, so ist die Idee, soll bestehen bleiben und für eine bessere Nutzung erweitert werden. Insgesamt sollen nach dem Entwurf drei parallel liegende Zeilen in Nord-Süd-Ausrichtung entstehen. Die nördlichste Zeile beherbergt die Segelflugzeuge und die Transportfahrzeuge. So haben die Segelfliegerinnen und -flieger einen kürzeren Weg zu deren Start- und Landebahn. In der mittleren Halle findet sich genug Platz für die Motorflugzeuge. In der südlichen Zeile werden die Privatflugzeuge untergebracht. Außerdem befinden sich hier die Werkstätten, das Clubhaus und eine Terrasse.

Ein besonderes Augenmerk haben die beiden Masterstudentinnen auf die Gestaltung der Dachaufsicht und Dachform gelegt, damit der Gebäudekomplex ebenso aus der Luft repräsentativ hervorsticht. Sie haben sich vor allem für die Verwendung von PV-Modulen entschieden, damit gleichzeitig diese fünfte Fassade sinnvoll genutzt wird. Das Dach der ehemaligen, erweiterten Hannover Halle wird vollständig mit PV-Modulen bedeckt. Die neue mittlere Motorflugzeughalle erhält ein Gründach, um an den vorhandenen Grünstreifen anzuschließen. Die Zeile mit dem integrierten Clubhaus bekommt ein außergewöhnliches Dach. Hier zieht sich die Fassade mit der ablesbaren Tragstruktur über das Dach weiter. Die geöffneten Flächen auf der Fassade erhalten auf dem Dach PV-Module, sodass sich optisch die Glaselemente ebenfalls über das Dach ziehen. Alle drei Gebäude verfügen über ein Pultdach beziehungsweise die mittlere Halle über ein Schmetterlingsdach, deren Dachneigungen zwischen 3 bis 7 Grad variieren. Die Dächer sind als eine Einheit zu betrachten, welche an eine Flugbewegung eines Vogels erinnern.

Das Clubhaus befindet sich in der südlichsten Halle, gleich zu Beginn des Grundstückes. Es lässt sich über einen Vorplatz erschließen. Den Eingang kann man von außen leicht erkennen, da dieser durch eine großzügige Verglasung in der Fassadenhülle hervorsticht. Optisch bildet das Clubhaus mit den Werkstätten und einen Stellbereich der Flugzeuge der Eigner eine Einheit. Diese verschiedenen Nutzungen werden von einer Gebäudehülle mit einer durchgehenden Tragkonstruktion umhüllt. So
wird innerhalb dieser Hülle eine flexible Umnutzung ermöglicht. Eine Besonderheit ist allerdings, dass sich ein Kubus im Obergeschoss auf der Westfassade aus der Hülle
herausschiebt. Dieser Kubus beherbergt den Clubraum mit seiner angrenzenden
Dachterrasse. Dieser Körper symbolisiert eine Passagierbrücke, welche zum Betreten von großen Flugzeugen notwendig ist. Von der Dachterrasse hat man einen beeindruckenden Blick über das gesamte Grundstück und dem Flugplatz.

 

2. Preis: Dominik Koj und Timo Dröge

Aus Sicht der Jury haben die beiden Masterstudenten aus der vorhandenen Bausubstanz eine klare Baukörperstruktur entwickelt, bei der das Clubhaus als „Kopf“ des südlichen Gebäuderiegels eindeutige Bezüge zum Flugfeld und zu ankommenden Besucherinnen und Besuchern aufweise. Die vorgesehene Stahlverbundkonstruktion als Skelettbau erlaube eine hohe Flexibilität der Raumnutzungen. Der Entwurf sei zudem in punkto Energieversorgung und Nachhaltigkeit sehr gut durchdacht. Eine innovative Fassadenkonstruktion nehme ebenfalls Aspekte der Nachhaltigkeit auf und schaffe Analogien zum Flugzeugbau.

3. Preis: Nora Berzins, Stephanie Klippstein, Frauke Osterloh

Nora Berzins, Stephanie Klippstein und Frauke Osterloh schlagen einen „verschwenkten“ Gebäuderiegel zum Flugfeld vor, wodurch der vordere Grundstücksbereich gut ausgenutzt würde. Dies sei ein interessanter Entwurfsansatz, urteilte die Jury. Unter anderem auch die gute Anordnung der Flugzeuge und des Flugbetriebs wurden gewürdigt. Das gab einen der beiden dritten Plätze für das Dreierteam.

 

3. Preis: Fabian Grothe, Sahraa Tarraf

Den zweiten dritten Preis vergab die Jury an Fabian Grothe und Sahraa Tarraf für den Entwurf einer innovativen Gebäudeform mit sich aus dem Boden entwickelnden Baukörpern, mit den eine „hohe Zeichenhaftigkeit und Unverwechselbarkeit“ des Komplexes entstehe.

Die beiden zusätzlich vergebenen Anerkennungen für die Teams Jana Scholz und Denis Oldenburger sowie Sina Lingelbach und Ricarda Gasnek sprach die Jury unter anderem für die jeweils gute Auseinandersetzung mit den Kriterien der Energieeffizienz und des nachhaltigen Bauens aus.

 

 

Für Preisgelder und Organisation haben Hannover Realinvest 1.000, Jürgen Houcken 500, der Aero-Club Hildesheim-Hannover 500 und die RESTAURA Unternehmensgruppe 2.000 Euro gestiftet.