Das Interdisziplinäre Forschungskolloquium der Gesundheitsfachberufe ist ein Zusammenschluss forschender Berufsangehöriger aus den therapeutischen Gesundheitsfachberufen. Die Gruppe wird organisiert und moderiert durch Professor*innen aus den Professionen Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie.
In 2023 finden keine IFG-Kolloquien statt.
Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
Ein besonderes Anliegen ist die Förderung und Begleitung von Promovierenden der Gesundheitsfachberufe, die im Rahmen ihrer universitären Anbindungen häufig keine fachspezifische Diskussionsmöglichkeit haben. Im Zentrum der Zusammenarbeit stehen die Beratung und Begleitung in den verschiedenen Phasen eines Promotionsprojektes (Forschungsfrage, Studiendesign, Datenerhebung und –analyse, Ergebnisdarstellung). Auch der Austausch über die persönlichen Erfahrungen, Strategien und Kontakte rund um die Promotion ist Bestandteil des IFG.
Neben Promotionen werden die Vorbereitung, Beantragung und Durchführung von Forschungsvorhaben in den Gesundheitsfachberufen diskutiert und unterstützt.
Schwerpunkt bilden Fragestellungen der Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie und die Auseinandersetzung mit qualitativen und methodenkombinierten Designs bzw. Studien, die innovative Forschungsmethoden entwickeln.
Entwicklung von Forschungsperspektiven
Ein weiteres Ziel des IFG ist es, in der Auseinandersetzung mit konkreten Forschungsvorhaben, an einer gemeinsamen und die spezifischen Zugänge der Gesundheitsfachberufe aufgreifenden Forschungsperspektive und –strategie zu arbeiten, die sich zu einer Ergänzung und Erweiterung etablierter Richtungen der Gesundheitsforschung entwickeln kann.
Das IFG unterscheidet derzeit grob zwischen drei, sich ergänzenden Forschungsperspektiven der Gesundheitsfachberufe.
Dies ist zunächst die Klientensicht. Ganz allgemein formuliert stehen dabei Erfahrungen mit dem Bewältigen von Herausforderungen bzw. Transitionen im Lebenslauf im Mittelpunkt. Diese interessieren die Professionen, je nach ihren Gegenstandsverständnissen, in spezifischer Weise.
Enger therapeutisch gefragt geht es um Erfahrungen der Klientinnen und Klienten mit eigenen Veränderungsprozessen angesichts von Krankheit, Trauma, Behinderung, Heilung und Entwicklung im Rahmen von organisierten Abläufen in Kliniken und Reha-Einrichtungen und in sozialen Umwelten unterschiedlicher Prägung. Mit der Erkundung der Klientenperspektive wird das jeweilige professionelle Problemverständnis entwickelt. Es besteht die Möglichkeit dieses Verständnis anzupassen, es zu schärfen, die Angemessenheit der eigenen Fragestellungen und Zuständigkeiten zu überprüfen. Es ist die Arbeit am professionseigenen „Naming, Framing and Solving the Problem“ (Donald Schön), die einen Ertrag sowohl für die konkrete therapeutische Anwendung als auch für das Professionsverständnis erbringen kann.
Professionsforschung, mit einem breiten Spektrum theoretischer Rahmungen, ist eine zweite Perspektive: Thematisiert wird die eigene Profession in ihren Denkweisen, Handlungsvollzügen und Ablaufschemata. Weitere Stichworte sind Professionalisierung, Akademisierung, berufliches Selbstverständnis, Anerkennung, Berufsbiographie, Clinical Reasoning sowie Arbeitsbündnis, Zuständigkeitsregelung, Verantwortung und Arbeitsteilung. Die dritte, an die letzten Stichworte anschließende und auch auf die Klientensicht aufbauende Perspektive ist die Versorgungsforschung.
Die Untersuchung von Versorgungsprozessen in den Institutionen des Gesundheitswesens stellt u.a. das Miteinander der verschiedenen Professionen sowie die Abstimmung ihrer Dienstleistungen in Bezug auf die Klientenbedarfe in den Mittelpunkt. Gesundheitsfachberufe kommen derzeit in der etablierten Versorgungsforschung kaum vor. Es ist an der Zeit, dass die Beiträge der Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie zur Gesundheitsversorgung genauer analysiert werden, sowohl in bestehenden Einrichtungen und Therapiepfaden als auch im Rahmen noch zu entwickelnder Konzepte und Programme einer integrierten und an den Herausforderungen der demographischen Entwicklungen orientierten Versorgung. Weitere Stichworte sind Teamentwicklung, Klienten- bzw. Patientenorientierung sowie Effektivität und Effizienz.
Der Erfolg des Forschungskolloquiums baut auf eine kontinuierliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit der Kolloquiumsteilnehmenden auf. In der ersten Phase seines Bestehens unter dem Namen „Multiprofessionelles Oberseminar“ (2003 - 2009) wurden sieben der in ihrem Rahmen diskutierten Dissertationen abgeschlossen. In den letzten Jahren wurden weitere inzwischen abgeschlossene Dissertationen begleitet (s. Dissertationsliste unten).
Das Forschungskolloquium bietet Raum, um sich auch persönlich in der Lebenssituation einer Forscherin und eines Forschers, einer/eines Promovierenden kennen zu lernen. So beginnt das Forschungskolloquium aus bewährter Tradition mit einem gemeinsamen Abendessen am Vorabend. Am Folgetag wird dann an Projekten gearbeitet.
An der Mitarbeit Interessierte haben die Möglichkeit, sich nach einer ersten Teilnahme zu entscheiden, ob sie kontinuierlich mitarbeiten möchten. Für die Mitarbeit wünschen wir uns:
- die Teilnahme an mindestens drei Kolloquiumsterminen
- die Teilnahme am gesamten Kolloquiumstag (i.d.R. 9.00 – 16.00 Uhr)
- die Beteiligung an der Organisation des Kolloquiums (Anschreiben, Programmplanung, Verköstigung)
- die Vorstellung der abgeschlossenen Dissertation an einem Folgetermin
Das Kolloquium findet an Terminen jeweils im Juni/Juli und Ende Oktober statt (siehe unten). Eine zusätzliche Teilnahmemöglichkeit besteht für Kolloquiumsmitglieder am jeweils im Februar stattfindenden Methodenworkshop, an der Universität Magdeburg. Der Workshop bietet über 16 Arbeitsgruppen an. Eine davon wird von den drei Kolloquiumsmoderatorinnen geleitete.
Nächste Kolloquiumstermine :
25.-26.10.18 (Hildesheim)
Anmeldungen zu den Terminen im Juni und Oktober sind bis zu einem Monat vor dem Datum möglich.
Prof. Dr. Ulrike Marotzki (Ergotherapie): Ulrike.Marotzki@hawk.de
Prof. Dr. Hilke Hansen (Logopädie): H.Hansen@hs-osnabrueck.de
Prof. Dr. Annette Probst (Physiotherapie): probst@hawk.de