HAWK-Event verbindet Forstwirtschaft mit Philosophie und Unterhaltung

Erscheinungsdatum: 06.07.2022

Wie sollten wir mit dem Wald umgehen? Sollten wir Wanderwege im Wald anlegen? Und was macht einen Wald überhaupt zum Wald? Fragen, die die Forstwirtschaft sonst aus naturwissenschaftlichen und ökonomischen Blickwinkeln betrachtet, hat die HAWK-Fakultät Ressourcenmanagement nun aus der philosophischen Perspektive beleuchtet. Zusammen mit dem Philosophen und szenischen Künstler Manuel Scheidegger und dessen Veranstaltungsreihe „Argumented Reality“ entwickelte das Team um Verwaltungsprofessorin Regina Ahlbrecht eine interaktive Philosophieshow.

Nun soll aus dem Projekt eine Lehrmodul entstehen – gefördert durch das Programm „Smart Qualifiziert“ des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft.

 

Etwa 100 Besucher*innen kamen in den Coworking- und Innovationsspace „StartRaum Göttingen“, um die Veranstaltung mit dem Titel „Argumented Reality. Philosophy to go: Der Wald der Zukunft“ mitzuerleben. Dafür, dass der Abend auch tatsächlich zu einem Erlebnis wird, sorgt die aufwendige Inszenierung der Show. In dem abgedunkelten Raum wechselt das Licht passend zu den Themen seine Farbe. Zwei große Bildschirme zeigen Impressionen aus dem heimischen und tropischen Wald, Tiere und Pflanzen. (Video: Simon Richter/Nebenraum) Aber auch einen Ausschnitt aus Disneys „Silly Symphonys“ oder eine Animation, in der Autos in der Straße plötzlich abheben und Platz für Natur machen. Die Musik dazu liefert Friedrich Greiling alias Mittekill, Sketchnoterin Tanja Wehr hält die Show mit ihrem Graphic Recording fest. Christoph Türkay vom Deutschen Theater Göttingen liest Gedichte, Romanauszüge und Zitate rund um das Thema Wald. Und sogar zu riechen gibt es etwas: An einem Stück Stoff können die Besucher*innen den Duft des Waldes der Duftdesignerin Bianca Piper erschnuppern.

Manuel Scheidegger führt durch die Veranstaltung und regt mit seinen assoziativen Überlegungen und Fragen immer wieder zum Nachdenken an. Die Zuschauenden sollten keineswegs gleich die Antworten vor Ort vorfinden, so der Philosoph. „Sie bekommen hier Bilder und Inhalte, die Sie mit nach Hause nehmen können – eben Philosophy to go.“ Aber auch während der Show dürfen die Besucher*innen schon mitdenken und mitmachen. Neben Zurufen aus dem Publikum bindet Scheidegger immer wieder Umfragen ein, bei der die Anwesenden über ihr Smartphone abstimmen und Ideen einreichen können: Was ist der Wald für mich? Welche Werte sind mir wichtig? Was tue ich für den Wald?

Fachlichen Input geben drei „Waldversteher*innen“ mit ihren Auftritten. HAWK-Studentin Greta-Marie Wienrich erzählt in einem Kurzvortrag, wie sie ihre Leidenschaft zum Wald entwickelte und warum wir ihn noch besser schützen sollten: Zum Beispiel, weil Eichen die besseren Klimaanlagen sind oder weil die Hälfte der deutschen Holzexporte nach China gehen, um dann zum Teil wieder als Papier auf unseren Schreibtischen zu landen. Dr. Stefanie Steinebach von der HAWK-Fakultät Ressourcenmanagement berichtet im Interview, wie sie voller Begeisterung für den Wald nach Borneo ging und dort lauter Konflikte zwischen der indigenen Bevölkerung, internationalen Holzkonzernen und den Behörden vorfand. Und der ehemalige Forstmeister Dr. Helmut Freist beschreibt, wie sich der Wald selbst und die Arbeit im Wald in den vergangenen Jahrzehnten verändert haben.

„Wir wollen mit dieser Veranstaltung einen Denkraum schaffen“, erklärt Steinebach, die, gemeinsam mit Verwaltungsprofessorin Regina Ahlbrecht und Prof. Dr. Hubert Merkel, inhaltlich an der Veranstaltung mitgearbeitet hat. Ziel sei es, Menschen in die Diskussion zu bringen. Im Rahmen des neuen Lehrmoduls „Ethik der Ressourcennutzung“ sollen dann HAWK-Studierende von diesem Austausch profitieren und lernen, gesamtgesellschaftlich zu denken. Pünktlich am Nachmittag vor der Show kam dann auch die Nachricht, dass der Folgeantrag für die Förderung des Stifterverbands bewilligt wurde. Neben öffentlichen Veranstaltungen wie dieser sollen in dem neuen Modul auch Planspiele eine Rolle spielen, erklärt Merkel. „Dass wir Vorlesungen können, wissen wir. Jetzt wollen wir neue Formate kennenlernen und einsetzen.“