IIT zeigt Fassadentrends

Erscheinungsdatum: 25.03.2019

Wie wohnen, arbeiten und leben wir in 25 Jahren? Und was hat das mit Putzfassaden zu tun? Die Antworten darauf liefert das Institute International Trendscouting (IIT) der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen. In der Studie renderingCODES forscht das IIT nach dem Putz der Zukunft, wobei im Grunde das Erbgut zukünftiger Gebäudehüllen und Putzfassaden ermittelt wird.

Dazu muss weit in die Zukunft geschaut werden, um herauszufinden, wie sich zum Beispiel in 25 Jahren bestehende Städte, Dörfer und Gemeinden weiterentwickeln, verändern und neu erfinden.

 

Um alle diese Fragen zukunftsfähig zu beleuchten oder skizzenartig beantworten zu können, ist wichtig zu verstehen, wie die Nachwuchsgeneration denkt und handelt. „Um das zukünftige Denken und Handeln sowohl beschreibend als auch visuell darzustellen, arbeiten wir in Szenarien. Wie wir Szenarien entwickeln und wie wir daraus Impulse und Handlungsoptionen oder gar neue Produkte für die Zukunft extrahieren können, wird auf der Messe Farbe, Ausbau und Fassade (FAF) erläutert und anschaulich, unter anderem auf über 30 Quadratmeter Zukunftsfassade, als Studie präsentiert“, erklärt Projektleiter Prof. Markus Schlegel.

Wie werden die Szenarien entwickelt?

Die Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart war in dieser Studie notwendig. Architekturtheoretiker haben über einzelne Epochen und Bauten viel verfasst. Eine gesammelte Übersicht zu vergangenen Techniken, Entwicklungen, Trends und Stilen, deren wesentlichen gestalterischen Charaktermerkmalen der Architektur und vor allem der Fassadengestaltung von 1800 bis 2018 liegt nicht vor. In mehr als 5.000 Fallbeispielen wird in der Studie renderingCODES aufgezeigt, welche gestalterischen und/oder baulichen Codierungen bis in die Gegenwart von Relevanz sind. Gerade im Raum Zentraleuropa zeigen die Auswertungen für repräsentative und öffentliche Bauten Fassaden aus regional bedingt unterschiedlichen Natursteinen, Lehm, Putz, Holz- oder Holzlehmkonstruktionen als sichtbare oder verputzte Fassaden. Auch Ton, gebrannt als Klinker, sowie Beton, Stahl oder auch Stahl-Glasfassaden, sind vor allem in den letzten fünfzig Jahren zunehmend häufiger zu sehen und verändern sowohl Gebäudehüllen als auch Formen und Strukturen.

Welche Veränderungen sind in Zukunft zu erwarten?

Das IIT arbeitet genauso wie klassische Zukunftsforschende. Dabei bildet neben der Vergangenheitsbetrachtung die Gegenwartsbetrachtung einen wesentlichen Grundpfeiler. Tagesaktuelle Bilder, Messebesuche, Blogauswertungen, gesellschaftliche und technische Themen diverser Publikationen, Foren und Diskussionen, die in Workshops des IIT stattfanden, dienen als Quellen. RenderingCODES hat dabei mit mobilen Laboreinheiten gearbeitet, in denen Workshops mit ausgebildeten und angehenden Architektinnen und Architekten veranstaltet wurden. Hier wurde ein Pool an Ergebnissen der Vergangenheits- und Gegenwartsbetrachtung als Arbeitsgrundlage angeboten. Über Szenarien, also Bildcollagen mit Schlüsselbegriffen, wurden mögliche Vorstellungen zu einer festgelegten Fragestellung zur Zukunft der Gebäudehülle erarbeitet. Die Vielfalt neuer Werkstoffe, Planungs- und Fertigungsmethoden und die damit einhergehenden erweiterten Gestaltungsmöglichkeiten verdrängen in den letzten Jahren, so eine These, den klassischen Putz immer wieder bei neuen Bauaufgaben.

Wie muss Putz in Zukunft eingestellt werden, um Schritt zu halten?

Die Studie renderingCODES zeigt, welche Anforderungen an die Gebäudehülle und damit auch an den Putz der Zukunft von Architektinnen und Architekten wie auch von Studierenden der Architektur gestellt wird. Das Projekt renderingCODES hat sich neben der Zukunftsfrage noch weitere Ziele gesteckt. Putz als wesentlicher Werkstoff des zentraleuropäischen Kulturraumes gerät zunehmend in Vergessenheit. „Wir wollen über das Projekt mit Maler- und Stuckateurbetrieben genau wie mit Planungs- und Architekturbüros die Zukunftsfrage diskutieren. Und wir möchten für die Zukunft Unterlagen generieren, die das aufzeigen, was viele in der Baubranche zum Thema Putz vergessen haben oder bisher gar nicht kannten. Wir müssen daran arbeiten, das Thema Putz wieder in den Ausbildungsstrukturen zu verankern“, fordert Prof. Schlegel. Hierfür sollen auf der FAF neue Partner gefunden werden, denen das Thema Nachwuchs, Bildung, Wissenstransfer und Forschung wichtig ist.

Denn Putz als wesentlicher Werkstoff des zentraleuropäischen Kulturraumes verliert an Attraktivität und gerät auch deshalb zunehmend in Vergessenheit. Auf Grund der Vielfalt an neuen Material- und Oberflächenentwicklungen in Kombination mit neuen Fertigungstechniken steigen nahezu täglich die gestalterischen Möglichkeiten, Gebäudehüllen und Räume zu gestalten.